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P.Bauer

Die Geschichte der Juden von Weyer

Nassauische Neue Presse

 Printausgabe vom 03.02.2006                                                                                                                                 Lebensgeschichten im Museum

Von Lydia Aumüller

Villmar- Weyer. Mehrere interessante Dokumente aus dem Nachlass des ehemaligen Weyerer Juden Jakob Simon hat «Weltenbummler» Alfred Georg jetzt von einer siebenwöchigen Brasilienreise mitgebracht. Die von Jakob Simons Kindern Ronaldo und Yvonne zur Verfügung gestellten Stücke sollen demnächst in der Heimatstube ausgestellt und dort verwahrt werden. Yvonne und Ronaldo entsprechen damit dem letzten Wunsch ihres verstorbenen Vaters, zu dem und dessen ebenfalls verstorbener Frau Marianne Alfred Georg Jahrzehnte lang intensiven Kontakt gepflegt hatte.

Unter den Dokumenten befinden sich auch Urkunden ihrer jüdischen Großeltern Emil und Ida Simon, die ebenfalls mit ihrer Tochter Herta 1938 von Weyer nach Brasilien emigrierten. Es sind unter anderem Familienfotos aus den Jahren vor 1938, die Geburtsurkunde von 1870 und der Militärpass von Emil Simon mit Eintragungen seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg sowie die Heiratsurkunde der Eheleute Emil und Ida Simon von 1907.

 

Ein gutes Führungszeugnis für den Abteilungsleiter Jakob Simon, ausgestellt von seinem damaligen Arbeitgeber Rudolph Karstadt, Aktiengesellschaft Bremen, ist ebenfalls unter den Dokumenten. Am 18. April 1933 wurde er als Jude, angeblich wegen Personalumstellung, entlassen. Weitere Ausstellungsstücke sind die Unbedenklichkeitsbescheinigung des Finanzamtes und der Stadtkasse Weilburgs vom 28. März1939 über bezahlte Steuern für die Erteilung des Ausreisevisums, aber auch der Beschluss über die erfolgte Todeserklärung seiner im KZ ermordeten ersten Frau Ilse und die Führerscheine von Jakob und Ilse Simon. Die Fahrerlaubnisse und die Zulassungspapiere für ihr Personenfahrzeug wurden ihnen als Juden, auf Grund einer behördlichen Verfügung vom 12. Dezember 1938, entzogen. Im Jahr 1991 wurden die Führerscheine bei Nachforschungen zur jüdischen Geschichte Villmars im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden von Lydia Aumüller zufällig gefunden. Der damals auf Besuch in Weyer weilende Jakob Simon war über diese Mitteilung sehr erfreut. Er erhielt umgehend beide Führerscheine als Eigentümer aus den Beständen des Staatsarchivs zurück.

Yvonne Simon hofft mit der Überlassung der Unterlagen einen kleinen Beitrag über das Schicksal Weyer Bürger jüdischen Glaubens in der Nazizeit geliefert zu haben.

Ihr Vater Jakob Simon war seinem Geburtsort Weyer trotz aller Leid-Erfahrungen während der Nazizeit stets verbunden. Man bedenke: Inhaftierung im KZ Dachau, Flucht, Ermordung seiner ersten Frau Ilse und den Schwiegereltern Marx und Ida Falk aus Weilburg im Vernichtungslager Riga. Simon war Ehrenmitglied im Weyerer Rasensportverein. Sein letzter Wille, in Weyer beerdigt zu werden, konnte verständlicherweise nicht erfüllt werden.

«Im September 2006 möchte ich Weyer besuchen und würde mich freuen die Dokumente in der Heimatstube vorzufinden», so Yvonne Simon, beim Abschied ihres Freundes Alfred Georg in Brasilien.


 

Jakob und seine zweite Frau Marianne, freuen sich über den zurückerhalterten Führerschein

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