25 Jahre Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Limburg


Inhaltsverzeichnis

  • Impressionen
  • Frau Wieder liest einen Text über Leo Sternberg
  • Unsere Gäste
  • Rede von Lenny Liebmann



  • Die Ehrung der 26 Mitglieder, die unserer Gesellschaft schon seit 25 Jahren angehören und der 8 Kirchengemeinden und Kommunen, die ebenfalls so lange Mitglied sind, wie z.B. die evang. Kirchengemeinde Weilburg III oder die Kreisstadt Limburg .
    Der Limburger Kammerchor unter der Leitung von Frank Hilgert gab der Feier mit Liedvorträgen namhafter christlicher und jüdischer Komponisten einen sehr besonderen Rahmen

    Frau Wieder liest einen Text über Leo Sternberg

    Sehr geehrte Anwesende,

    nicht grundlos findet die heutige Feier in der Leo-Sternberg-Schule statt. Daher seien hier einige Worte zu Leben und Werk des Namensgebers unserer Schule erlaubt.

    Leo Sternberg wurde am 07. Oktober 1876 als Sohn jüdischer Kaufleute in Limburg geboren. Sein Elternhaus steht noch heute in der Grabenstraße 15. Eine Plakette an der Fassade erinnert an den ehemaligen Bewohner Sternberg. Gegenüber in der Grabenstraße 20, die heutigen City Arkaden, betrieben sein Vater Bernhard und sein Onkel Max eine Holzgroßhandlung.
    Damals konnte man in Limburg noch kein Abitur machen und so legte Leo Sternberg nach seiner Schul- und Progymnasialzeit in Limburg die Reifeprüfung in Wiesbaden ab. Es folgte das Studium der Rechtswissenschaften und Kunstgeschichte in München, Marburg und Berlin. Sein Gerichtsreferendariat beginnt er 1903 in Rüdesheim und setzt es später in Wiesbaden fort. Bis 1910 arbeitet er als Justizassessor wechselweise an den Amtsgerichten in Hadamar, Rüdesheim, Hechingen, Sigmaringen und Hachenburg.
    1910 erfolgt seine Ernennung zum Amtsrichter in Wallmerod. Drei Jahre später wechselt er in gleicher Position endgültig ans Amtsgericht in Rüdesheim, dem Geburtsort seiner Frau Else, die er 1908 geheiratet hat. Dort wohnen beide, wie in Limburg, in der Grabenstraße.
    1906 verlässt Sternberg die jüdische Glaubensgemeinschaft und tritt 1933 in die katholische Kirche ein. Anlässe dazu dürften die Religion seiner Frau, die intensive Beschäftigung mit Hildegard von Bingen und die enge Freundschaft mit Pater Gilbert Wellberg aus Marienstatt gewesen sein.
    Wegen seiner jüdischen Abstammung wird er 1934 aus dem Staatsdienst entlassen und vorzeitig in den Ruhestand entlassen. Auch wird er aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und hat daher kaum noch die Möglichkeit seine Arbeiten zu veröffentlichen.
    Auf Einladung der jugoslawischen Regierung, einen Roman über Diokletian zu schreiben, reist er 1937 auf die Insel Hvar. Dort stirbt er bald darauf mit 61 Jahren. An der Friedhofsmauer befindet sich noch heute eine Marmortafel mit der Inschrift:

    Dem deutschen Dichter Leo Sternberg zum Gedächtnis.

    Die Juristerei war Sternberg Broterwerb aber seine Leidenschaft galt der Schriftstellerei. Er sah sich in erster Linie als Lyriker und gab zahlreiche Dichtungen heraus, die in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts und nach 1945 auch in deutschen Schulbüchern abgedruckt wurden. Sein lyrisches Schaffen ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Bis in unsere Zeit von Bedeutung sind seine Werke zur Geschichte des ehemaligen Nassauer Landes, die teilweise noch verlegt werden:
    Limburg als Kunststätte (1910), Der Westerwald (1911), Nassauische Literatur (1912), Der ewige Strom (1922) beschäftigt sich mit dem Rhein, Land Nassau (1927), Hildegard von Bingen und Oberwesel und die mittelrheinische Kunst und als letztes historisches Werk Der Dom in der Entwicklungsgeschichte der rheinischen Kunst (1935), welches zur 700 Jahrfeier des Limburger Domes erschien.

    Eine späte Ehrung erhielt Leo Sternberg 1994, zur 25 Jahrfeier der ehemaligen Lahntalschule Limburg, durch die Umbenennung auf seinen Namen. Wir waren damals die einzige Limburger Schule, die nicht nach einer Person benannt war. Auch gab es in Villmar eine zweite Lahntalschule, was gelegentlich zu Verwechselungen führte. Auf Initiative unserer ehemaligen Kollegin Christa Pullmann und mit Unterstützung des damaligen Schulleiters Klaus Reuter und dem Kollegium kam es dann zu der Umbenennung.
    Lassen sie mich schließen mit den Worten des ehemaligen Tilemannlehrers Heinz Maibach, der 1994 die Festrede hielt:
    Leo Sternberg starb 1937, gerade noch rechtzeitig vor Auschwitz.
    Sein Tod ersparte ihm Schlimmeres.
    Sein Tod erspart uns nicht den Dank.

    Paul Dillmann im April 2017


    Unsere Gäste

    Zahlreiche Redner sprachen mit bewegten und sehr persönlichen Worten der Gesellschaft Limburg ihre Anerkennung, ihr Lob und ihren Dank aus.

    Herr J.Hasselbächer, Stadtrat, in Vertretung für Herrn Bürgermeister Dr. Marius Hahn, Limburg Landrat Frank Puchtler vom Rhein-Lahn-Kreis In Vertretung von Bürgermeister Ruoff aus Hadamar sprach Frau Barbara Fink
    Pastoralreferent Johannes Burek überbrachte die Grußworte von Bischof Dr. Georg Bätzing Herr Helmut Peuser im Auftrag von Landrat Michel Lenny Liebmann

    Rede von Lenny Liebmann am 23. April 2017 zur 25-Jahr- Feier der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Limburg

    Liebe Anwesende, verzeihen Sie mir liebevoll, wenn ich Fehler im Deutschen mache. Ich bin ja nicht in Deutschland geboren! Kein Mensch kann sich aussuchen, wo und unter welchen Umständen er geboren wird. An einem lieblich dahinfließenden kleinen Fluss oder an einem Ort, wo er eines Tages Plagen zu erleiden hat.
    Aber vielleicht kann er wählen: Bleibe ich da, wo ich geboren wurde oder gehe ich fort? Was bleibt mir in Erinnerung von meinem Geburtsort? Der liebliche Fluss oder die Plage, so heißt es in der Bibel.
    Und eines Tages muss oder will ich mich entscheiden, ob ich an diesen meinen Geburtsort zurückkehre, wo Gott mir das Leben gab und die Plagen herrschten. Und auch der Heimatort kann wählen. Will ich diesen Zurückkehrenden wieder aufnehmen oder nicht? Was dient dem Leben?
    Mein Vater, Lee Liebmann, in Limburg bekannt als Lothar Liebmann, verließ den Ort, wo er geboren wurde vor vielen Jahren, als er kaum 15 Jahre alt war. Und dann kehrte er an den Fluss zurück, um sich an die alten Lieder und Jugenderlebnisse zu erinnern und um zu sehen, was von diesem Ort - Limburg an der Lahn - geblieben war. Und du, Limburg, hast dich entschlossen, diesen zurückgekehrten Sohn zu empfangen und ihm wieder seine Ehre zu geben!
    So bin ich heute als Sohn dieses Lothar Liebmann mit meiner Mutter und meiner Schwester gekommen, um unsere Dankbarkeit für diese Ehre - vielleicht sogar Liebe - auszudrücken. Dies geschah, weil Sie eine Organisation haben, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Limburg, die so handelt!
    Lassen Sie uns ehrlich sein! Es gibt diese Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit wegen der Vision, der Hingabe, der Liebe zu und Erfahrung mit Juden, harter Arbeit und besonderer Persönlichkeitsmerkmale von Christa Pullmann und ihren Mitstreitern und Mitstreiterinnen der ersten Stunde 1992. Lassen Sie mich Christa besonders ehren!
    Eine Wahl in unserem Leben erfordert Handeln! Ohne Handlung sind Wahlen nur Gedanken, die sterben, bevor sie zum Leben gelangen. Also müssen wir alle immer wählen und dann handeln. Auch die Stadt Limburg muss dies tun! Meine Familie, die Liebmann-Familie hat beschlossen zu handeln, indem wir aus den USA gekommen sind, um heute bei dir, Christa, und deinen Freunden zu sein. Wir haben auch ein kleines Geschenk nach unserer Art und Weise, das zum fortgesetzten und zukünftigen Handeln und Ansporn einer neuen Wahl beitragen soll. Diese neue Wahl ist die: Wir sind alle eine Familie. Wir sind Brüder und Schwestern, die alle in dieser kleinen Stadt leben und diese kleine Stadt nennen wir ERDE. Wir teilen eine gemeinsame Abstammung, sitzen an einem Tisch und leben zusammen.
    Dieses Geschenk mache ich im Namen meines Vaters und ich sage es auch so im Namen unseres Vaters, der uns erschaffen hat. Aber, wer weiß? Vielleicht können wir doch nicht wirklich unsere eigenen Entscheidungen treffen. Vielleicht sind wir nur Teile von Staub und Wind, von großen Kräften ohne eigene Kontrolle bewegt? Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl, aber du weißt nicht, woher er kommt.
    Wenn dies so ist, dann lasst uns darum bitten, dass wir fortfahren, von diesem Wind bewegt zu werden, durch denselben Geist! Um aus dem Fluss zu trinken, aus dem Strom Gottes, dessen Wasser uns das Leben gibt und uns froh macht - uns alle zusammen!

    Das Foto zeigt von links nach rechts : die Tochter von Lothar Liebmann, Ruth dann ihre Mutter, die Frau von Lothar Liebmann, Eva Liebmann, 88 Jahre alt, Neben Frau Pullmann steht Leonard Liebmann, der Sohn von Lothar Liebmann und ganz rechts Herr Bürgermeister Dr. Marius Hahn .Ein Zeitungsartikel zu der Gedenktafel in der Altstadt in Limburg, in der Löhrgasse , die seit 1992 auf Veranlassung der dort lebenden Familie Grosser und des Architekten Walter Neuhäuser als Spalt in einer Mauer gestaltet wurde und die Namen von Louis Liebmann und Hermann Liebmann. Zum Vergrößern bitte Klicken>